Der Racker hat geschrieben: ↑03.01.2024 18:34
Moin und ein gutes Neues Jahr für Alle .
@ Neandertaler : Du hast evtl. etwas mehr Erfahrung mit den Kunststoffen unserer Zeit als meinereiner .
So frage ich mich ,ob vielleicht ein Einreiben der PVC Scheiben beim Zelt oder Falter mit Weichspüler etwas bringen könnte .
So mancher Oldtimerfan hat auf diese Weise wohl schon die ein oder andere Gummidichtung wiederbelebt .
Der Weichspüler darf aber bestimmt nicht mit imprägniertem Stoff in Berührung kommen ,könnt ich mir denken; und muss also vor dem Einpacken wieder runtergewaschen werden .
Zieht mir gern diesen Zahn ,wenn ich da komplett daneben liege .
Es grüßt
Andreas
Hallo Andreas,
ob ich da jetzt DER Fachmann bin, wage ich zu bezweifeln, aber beruflich hab ich schon mit Gummi und Kunststoff zu tun, da bekommt man schon mal was mit.
Chemie-technisch sieht es aber so aus:
Die Gummis/ Kunststoffe, die in Verwendung sind, also alles, was wir so verwenden, sind im ausvulkanisiertem Zustand. Hier werden keine neuen Wirkstoffe mehr aufgenommen, die Moleküle sind fertig vernetzt. Daher wird eine Anwendung mit Weichspüler oder was auch immer nichts bringen, die Wirkstoffe können sich nicht mit den Molekülen verbinden, geschweige denn hineindiffundieren (also wirklich eindringen).
Aber warum wird das Zeugs dann immer spröder? Die Weichmacheranteile verrichten ihre Tätigkeit nicht nur wenn sie in der Molekularstruktur aufgenommen sind, sondern auch die nicht gebundenen Anteile, die zwischen den Molekülen ungebunden umherschwirren. Und die können dann im Laufe der Zeit sich verflüchtigen, der Weichmacheranteil sinkt und das Zeugs wird weniger flexibel bis brüchig.
Alle anderen Mittelchen, die angeblich Kunststoff wieder geschmeidig machen, sind Blender. Die Oberfläche kann wieder sehr schön aussehen, sich sogar wieder weicher anfühlen. Z. B. "Reifenneu", Cockpitspray, "Allmour all" etc... Auch wenn man immer wieder hört, das Zeugs macht Plaste wie neu - das hält genau für ein Verkaufsgespräch, wenn man ein altes Auto wie frisch verkaufen will. Grund dafür ist der oftmals sehr hohe Silikonanteil. Der kann kurzfristig auch eindringen, verflüchtigt sich aber genauso schnell wie nur irgendwas. Dazu ein kleiner Test: wenn du einen Lackierer kennst, stell dem mal eine offene Dose mit so einem "Kunststoffneu" in die Lackierkabine. Der wird dich lynchen, denn der Lack wird an den Bauteilen einfach nur so herunterlaufen, genauso wie beim Lotuseffekt. Schuld es eben das Silikon - und mit diesem Versuch siehst du, wie hochflüchtig das ist.
Was kann man also tun? Eigentlich nur vorbeugend. Dazu gehören Lagertemperaturen/Feuchtigkeit, direkte Sonneneinstrahlung meiden usw. . Damit kann man die Lebenszeit schon deutlich verlängern. Aber was einmal versprödet ist, bleibt es auch, denn verflüchtigte Weichmacher sind nicht wieder einzubringen.
Und zu guter Letzt: ja, der Weichspüler sollte nicht mit imprägnierten Flächen (egal, ob Kunststoff oder Baumwolle) in Verbindung kommen, denn der enthält Tenside, die die Imprägnierung entfernen können.
Du hast also nicht daneben gelegen. Tut mir leid, dass ich da keine für dich befriedigendere Aussage machen kann. Aber wenn du weitere Fragen hast, immer gerne her damit.
Ansonsten die Tipps weiter oben beachten: Vor dem Zusammenbau Zelt nochmal aufheizen, keine zu schnellen Faltaktionen, keine scharfen Kantungen sondern eher rollen etc. und nicht unbedingt bei -20°C
auf-/abbauen.
Viele Grüße
Stefan
Im Leben ist man mal der Stein und mal die Scheibe. Als Papa bist du aber immer Carglass.