Petroleum-Öfen oder "Wie mache ich es mir ohne Strom warm"
Verfasst: 25.05.2009 21:30
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[align=center]Petroleum-Öfen oder "Wie mache ich es mir ohne Strom warm"[/align]
Die Petroleum-Öfen sind eigentlich ein "alter Hut" in der Camping-Szene. Sie gibt es schon lang und eigentlich gleichen sie sich weitgehend. Grundlage ist der Brennstoff Petroleum, der bekannterweise relativ stark und auch langanhaltend riecht. Petroleum ist eigentlich schlecht verdampfend und auch schwer entzündlich. Es hat einen Flammpunkt zwischen 55 und 74 °C, die Dämpfe sind schwerer als Luft. Die Petroleumfraktion bei der Erdöldestillation liegt im Siedebereich zwischen Benzin und Dieselkraftstoff von etwa 175 °C bis 325 °C (somit ist es auch zwischen diesen anzusiedeln).
Hinweis: Die engl./amerik. Übersetzung von Petroleum lautet Kerosene, dies wird oft falsch eingedeutscht in Kerosin (den hochbrennbaren Flugzeug-Kraftstoff)
Um an diesem Punkt u.a. auch kurz auf die Problematik der Brennstoffe einzugehen, habe ich ein Liste mit den wichtigsten Brennstoffen Spiritus, Petroleum, Benzin, Butan und Propan und deren wichtigen chemischen und physikalischen Eigenschaften gemacht. Hier dazu die Wikipedia-Links: Spiritus, Petroleum, Benzin, Butan, Propan[align=center][/align]
Dies ist eine Übersicht über die wichtigsten transportablen Brennstoffe Spiritus, Petroleum (um diesen geht es in diesem Thema), Benzin, Butan und Propan (unterhalb ist dieses Bild als PDF-Dokument zum downloaden angehängt)
Zur weiteren Ausführung habe ich aus verschieden Quellen aus dem www (u.a. Auszüge aus einem alten Buch über Verbrennungsmotoren ("Kraftstoff und Motor", ganzes Buch über "Kraftstoffe" auf der Seite Fischer-Tropsch Archiv), Wissenswertes über die Eigenschaften brennbarer Flüssigkeiten v. Wolfgang Scherbs Lampenfreund-Seite) noch weitere Basisinformationen zu den Brennstoffen hinzuzufügen:
Wärmemenge (WE in kcal/kg Brennstoff):
Ethanol/Spiritus - - - - 7.100 WE/kg
Petroleum - - - - 10.200 WE/kg
Benzin - - - - 10.400 WE/kg
Butan/Propan - - - - 11.000 WE/kg
Luftverbrauch (kg Luft pro kg Brennstoff und l Luft pro l Brennstoff):
Ethanol - - - - 9 kg/kg BS bzw. 5.500 l/l BS
Petroleum - - - - 14,5 kg/kg BS bzw. 9.700 l/l BS
Benzin - - - - 15 kg/kg BS bzw. 8.600 l/l BS
Butan/Propan - - - - ca. 17 kg/kg BS bzw. Ca. 27 l/l Gas
Anteil CO2 und Verbrennungswasser je Brennstoff:
Ethanol - - - - ca. 14,8 % CO2 und 1,2 kg/kg BS
Petroleum - - - - ca. 15,7 % CO2 und 1,15 kg/kg BS
Benzin - - - - ca. 14,8 % CO2 und 1,35 kg/kg BS
Butan/Propan - - - - ca. 13,9 % CO2 und 1,6 kg/kg BS
Grundlegende Ergebnisse der Brennstoffe:
=> Butan, Propan und Ethanol sind reine Kohlen-Wasser-Stoffe (Ethanol ist ein Alkohol), die ohne Abgasbildung zu H2O und CO2 verbrennen
=> Diesel, Petroleum und Benzin sind Mineralöl-Destillate, die ein Gemisch verschiedener Kohlen-Wasser-Stoffe sind und unter Abgasbildung verbrennen
=> bei der Verbrennung von Ethanol, Butan und Propan entsteht somit eine relativ hohe Menge an Wasserdampf
=> Benzin ist hoch entzündlich, Butan und Propan sind explosiv, Spiritus ist leicht entzündlich, Petroleum ist in der Gefahrenklasse lediglich entzündlich und gesundheitsschädlich => Ergebnis: kein hoch-wärmeenergetische Brennstoff ist ideal
=> zur Verbrennung wird immer genügend Sauerstoff benötigt und eine Abluft des, bei der Verbrennung entstehenden CO2, Wasserdampfes und event. entstehender Abgase ist erforderlich
=> eigentlich sollte der Betrieb entsprender Geräte immer nur unter Aufsicht erfolgen
=> im Brennwert bzw. Heizwert schneiden Butan und Propan am Besten ab, dicht gefolgt von Benzin und Petroleum. Abgeschlagen bleibt Spiritus als Schlußlicht
Um hier einer Diskussion im weiteren Vorzubeugen ist also klar festzuhalten, dass es keinen idealen Brennstoff gibt. Zur Wärmeerzeugung stehen verschiedene Verbrennungsgeräte (Heizungen) zur Verfügung: Gas-Heizgeräte (z.B. von der Fa. TRUMA(R)), Dieselheizungen (versch. Hersteller u.a. Eberspächer(R), Webasto(R)), Petroleum-Heizungen (diverse Hersteller mit und ohne Lüfter) und Spiritusheizungen (z.B. von der Fa. Dometic(R)). Benzinheizungen sind mir nicht bekannt.
Allen Heizgeräten liegt die kontrollierte Verbrennung der hochenergetischen Brennstoffe zugrunde, die dann, wenn der Betrieb und die Installation nach Herstelleranleitung erfolgt ist, sicher sein soll. Die Hersteller haben in sämtliche Geräte somit, zum garantiert sicheren Betrieb, Sicherheitseinrichtungen, wie z.B. Gasflusskontrollen, automatische Gasabschaltungen, CO-Warner etc. eingebaut.
Zusätzliche Informationen bzgl. Petroleumöfen im Bereich Sportschiffahrt/Yacht/Boot mit Messungen Sauerstoffgehat etc. und entsprechender Diskussion:
1.) Mit Petroleum-Ofen geheizt - Sauerstoff gemessen
2.) Kritische Werte der Luft? Heizen im Boot mit Gasheizung
Um hier eine sehr vorsichtige allgemeine Empfehlung auszusprechen empfehle ich folgendes:
Zur größtmöglichen Sicherheit sollte man Gasheizungen verwenden, die streng nach Vorschrift eingebaut und betrieben werden. Bedenken sollte man, nach wie vor, dass Butan/Propan explosive Gase sind. Auch benötigen sie zum Betrieb Strom (!). Ähnliches gilt für die Dieselheizungen der oben angeführten Hersteller. Der Betrieb von Petroleum-Heizungen (der z.T. in deutschen Nachbarländern eine wichtige Wärmequelle im Winter darstellt) ist in geschlossenen Räumen ohne spezielle Zufuhr von Luft und Ableitung der Abluft nicht unbedenklich. Grundsätzlich ist im Camping-Bereich die Nutzung im Vorzelt (hier ist ein ausreichender Gasaustausch nahezu immer sicher gestellt) hier klar den Vorzug zu geben. Unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen (CO-Warner, genügend zu und Abluft) ist die Benutzung der Petroleum-Heizungen IM Caravan nur klar auf eigene Gefahr möglich, ohne Sicherheitsvorkehrungen grob fahrlässig.
Zum Abschluß: eine 100%ige Sicherheit wird es so oder so nie geben. Die tollen Geräte der Firmen Truma(R), Eberspächer(R), Webasto(R) & Co. geben weitgehende Sicherheit, allerdings bei vorhandenem Strom und ausreichend gefülltem Geldbeutel. Petroleum-Öfen im Vorzeltbereich bleiben eine alternative für den kleineren Geldbeutel und unter etwas erhöhtem Risiko. Doch, wie wir alle aus dem täglichen Leben wissen, ist allein schon ein Gang über die Strasse oder eine Fahrt mit dem Auto oder Fahrrad auch nicht immer nur eine Frage der eigenen Verantwortung und nie ohne Risiko.
Es ist mit den Brennstoffen wie im richtigen Leben, eine absolute Sicherheit gibt es nicht.
oder auf englisch:
No risk, no fun
Technisch gibt es eigentlich 3 verschiedene Gruppen von Nicht-Gas-Öfen zu unterscheiden:oder auf englisch:
No risk, no fun
1.) Strom-unabhängige Petroleumöfen
2.) Petroleumöfen mit Lüfter (Strom-abhägig)
3.) Öfen, die mit anderen Brennstoffen betrieben werden
zu Gruppe 1:
Diese Öfen basieren auf dem Prinzip Tank-Docht-Verbrennung. Es gibt weder eine Pumpe, die das Petrolum fördert, noch irgendwelche "elektronischen" Sicherheitssensoren noch einen Lüfter. Dies schafft natürlich den Vorteil, dass man nicht auf Strom angewiesen ist, jedoch für den Preis, dass die aktuell technisch mögliche Sicherheit zu kurz kommt. Ein "Zwischending" sind Öfen mit Batteriezündung.
In dieser Gruppe gibt es "Neuere" und "Ältere". Die "Älteren", z.B. der L51-Turmofen oder der POD 8, sind mechanisch relativ einfach und holen etwas weniger Leistung aus dem Petroleum. Die "Neueren" sind z.B. Mit Batteriezündung oder Umkippsicherung ausgerüstet und sind ca. 200W bis 400W höher in der Leistung.
zu Gruppe 2:
Diese Gruppe benötigt eine 220V-Stromversorgung. Dafür bekommt man verschiedene Features geboten: Zum Einen einen Lüfter, der die warme Luft vom Ofen weg in den Raum "drückt" und dadurch für ein schnelleres Aufheizen des Raumes bzw. auch für eine gleichmäßigere Raum-Wärmeverteilung sorgt. Zum Anderen sind durch die stete, sichere Energieversorgung am Gerät zusätzliche Sicherheitsfunktionen möglich. Z.B. ist eine elektrische Zündung vorhanden oder ein CO-Warner. Wie immer gilt auch hier: Je mehr vorhanden, desto mehr kann auch kaputt gehen (z.B. Verstaubung des Lüfterpropellers o.ä.)
zu Gruppe 3:
Dies sind Öfen, deren Brennstoff nicht Petroleum ist. Eigentlich könnte man sie auch als "Die Sonstigen" oder "Andere" bezeichen.
_____________ Beispiel Gruppe 1: _____________
[align=center]Petroleum-Turmofen L51[/align][align=center] [/align]
Links: Hier sieht man auf den L51-Petroleum-Turmofen (der Name erklärte sich auch von alleine) - Mitte: Der "Turmanteil" kann abgenommen werden, dann sieht man auf den eigentlichen Brenner - Rechts: Die graue Platte des Turmes kann man abnehmen, dann kann man mit dem L51 sogar noch "kochen"
Diesen Ofen benutzen wir in unserem Esterel. Er hat eine Heizleistung von ca. 1600 WE /h, einen Verbrauch von ca. 0,2l (=200ml) Petroleum pro Stunde, der Tankinhalt fasst ca. 3,2 Liter, d.h. der Ofen brennt ca. 16h bei halbwegs maximaler Leistung. Er ist ca. Baujahr 1955 bis 1965, man bekommt ihn in Deutschland z.B. bei ebay oder eventuell als ehemaligen Schweizer Armee-Ofen aus der Schweiz. Preislich liegt er zwischen ca. 20 und 75 Euro (je nach Beschaffungsort).[align=center] [/align]
Links: Durch das Schau"glas" (eigentliche nur eine Art Sicherheits-Folie) kann man den Brenner-Betrieb überwachen - Mitte: Weil die Schau"Folie" sehr empfindlich ist, habe ich mir einen Alublech-Schutz gebaut. Dieser wird mit Gummi-Bändsels und kleinen Haken an der richtigen Stelle (nämlich genau vor der Schau"Folie") gehalten - Rechts: Alu-Schutzblech und dahinter liegende Schau"Folie"
Dieser rein "mechanische" Ofen hat den Vorteil, dass er durch seinen primitiven Aufbau nahezu 100ig einsatzfähig ist. Wenn etwas verklemmt oder sonstiges ist, ist es mit etwas Logik und handwerklichem Geschick sofort wieder zu reparieren. Durch die Strom-Unabhängigkeit ist er auch platzierbar, wo man möchte. Der Kritiker wird sagen: "Aber dies auf Kosten der Sicherheit". Ja, sollte geantwortet werden, aber nur für den Notfall ist der Gebrauch im Caravan vorgesehen. Einziger Nachteil des Ofens ist die schwierige Beschaffung des Ersatzdochtes. Doch Gott-sei-Dank gibt es so gute Geschäfte wie Stuga Cabana.[align=center] [/align]
Links: Der Name des L51 ist u.a. auch "Blaubrenner". Der Grund ist, dass durch ein spezielles Luftzufuhr-System das Petroleum "sauerstoffreich" = "blau" verbrannt wird. Hier sieht man ca. die maximale Heizeinstellung, dann ca. 200ml/h Petroleumverbrauch. - Mitte: Dies ist die falsche "gelbe" Verbrennung, der Docht ist zuweit ausgefahren - Rechts: "Blaue" Verbrennung, in diesem Fall kleine Flamme
Die "Blaue" Verbrennung steht für eine sehr Sauerstoff-reiche Verbrennung. Dies bedeutet, dass zum Einen die erzeugte Temperatur höher ist. Zum Anderen sorgt die Sauerstoff-reiche Verbrennung für eine möglichst optimale (an 100% reichende) Verbrennung des Brennstoffes. Dadurch wird letztendlich die Abgasproduktion auf ein Minimalmaß gesenkt. Solche Öfen, die eine blaue Flamme "fahren" nennt man deswegen auch "Blaubrenner"._____________ Beispiel Gruppe 2: _____________
_____________ Beispiel Gruppe 3: _____________
_____________ Übersichtstabellen Petroleumöfen _____________
Ofenname | Petroleum-Turmofen L51 | Petroleumheizung R95-BMB | Petroleumofen Kero 263 (o.Batt.) |
Bild | |||
Höhe (in mm) | 480 | ca. 350 | 470 |
Breite/Tiefe (in mm) | 280 | ca. 300 | 440x310 |
Heizleistung (in kW) | 1900 | 2200 bis 2600 | 2400 |
Heizleistung (in BTUS) | 6500 | 7800 bis 8900 | --- |
Verbrauch (bei max. in l/h) | 0,25 | 0,24 bis 0,28 | 0,25 (200g/h) |
Tankinhalt (in l) | 3,0 | 5,2 | 3,2 |
Gewicht (in kg) | --- | --- | 8,2 |
geeigneter Raum (in m2) | --- | --- | ca. 35 |
Betriebsdauer | --- | ca. 20 h | ca. 13 h |
Verbrennung | Schlauchdocht, 55mm Durchmesser | --- | --- |
Besonderheiten | meist Schweizer Armeeausrüstung | doppelter Tank, test-Sieger Seglermagazin | CO2 und O2 Sensor, Air-Sensor |
Ofenname | Petroleumofen KANZAI 3002 | Petroleumofen TECTRO SRE 713 (baugl. Zibro) | Petroleumofen Zibro Laser |
Bild | |||
Höhe (in mm) | 450 | 435 | 415 |
Breite/Tiefe (in mm) | 400x310 | 374x280 | 334x300 |
Heizleistung (in kW) | 800 bis 3000 | 800 bis 3000 | 830 bis 2700 |
Heizleistung (in BTUS) | --- | --- | --- |
Verbrauch (bei max. in l/h) | 0,08 bis 0,31 | 0,313 | 0,086 bis 0,281 |
Tankinhalt (in l) | 5 | 4,0 | 4,0 |
Gewicht (in kg) | 9,5 | 9,5 | 8,0 |
geeigneter Raum (in m2) | 40-120 | 40-120 | 16-42 |
Betriebsdauer | --- | ca. 13 (bei max) | --- |
Verbrennung | --- | --- | --- |
Besonderheiten | 220V, 20W, Vollelektronisch, Leistungsregelung automatisch je nach eingestellter Temperatur, Elektronikdisplay, programmierbar mit Timer, elektronische Einspritzung, also keine Kosten für Dochte, automatische Abschaltung bei Stoß und Kippen, Kindersicherung, Sicherheitszündung, Flammenüberwachung, Stromausfallsicherung, Einrichtung zur Vermeidung von falscher Verbrennung, Brennstoff-Anzeige, Überwachung der Belüftungsqualität Air-Sensor Detector / Messung CO2 mit Abschaltung bei zu hohen CO2-Werten, Überhitzungsschutz | 220V, Zündung 320W, Dauer 38W, Vollelektronisch, Leistungsregelung automatisch je nach eingestellter Temperatur, Elektronikdisplay, programmierbar mit Timer, elektronische Einspritzung also keine Kosten für Dochte, Automatische Abschaltung, Automatisches Reinigungs-System, Kindersicherung, Brennstoff-Anzeige mit Signal, ständige Überwachung der Umluft | Kippsicherung, Sicherheitsabschaltautomatik, Kindersicherung, Überhitzungsschutz, 24 Stunden Timer, Selbstreinigender Brenner, Ventilator, ‘Fuzzy Logic’, Booster-Start |
Gruß Petrov2000
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