Hallo Sebastian,
die Angabe der Dichtheit in der Maßeinheit mm Wassersäule ist ein reiner Wert für das Zeltmaterial. Für den prakischen Gebrauch ist dieser Wert wenig relavant. Ab 1.500 mm WS gilt ein Zeltgewebe nach DIN als Wasserdicht, wo hingegen in der Praxis schon 300 bis 500 mm WS für ein Zelt in der Regel ausreichend sind.
Hier mal ein wenig Lektüre über Umrechnung in Druck etc..
Allerdings, da gebe ich dir vollkommen recht, dringt das Wasser selten durch das Zeltmaterial direkt ein. Es sucht sich andere Wege. Hier stehen, wenn wir mal von Rissen und Löchern im Zeltmaterial absehen, die Nähte an erster Stelle. Um die Qualität und Dichtheit der Nähte zu beschreiben gibt es meines Wissens leider keinen Prüf- oder Messwert.
Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren die Nähte zu dichten. Man kann einen Baumwollfaden oder einen baumwollummantelten Faden verwenden, der bei Feuchtigkeit aufquillt und die Löcher dichtet. Eine weitere Möglichkeit sind Tapes auf den Nähten, die von innen aufgeklebt werden. In allen Fällen hängt die Dichtheit der Naht vom verwendeten Material und der Qualität der Verarbeitung ab.
Ich persönlich halte die Naht mit baumwollummanteltem Faden, auch bei Polyestherzelten, für die bessere Lösung, da sie haltbarer ist als das Tape. Also ist die getapete Naht dann eigentlich langfristig die schlechtere Varianate.
Nun wird klar, dass die Zelthersteller, in Ermangelung einer anderen Angabe, einfach der Wert der Dichtheit des Materials bei den technischen Angaben der Zelte angegeben. Wobei es, vor allem bei den beschichteten Zeltstoffen, auch mit einfachem, billigem Material leicht möglich ist hohe Werte zu erzielen. Zusätzlich wird dann ggf. noch erwähnt, dass die Nähte getaped sind.
So wird der unbedarfte Kunde mit dem hohen Dichtheitswert und der Angabe "getapete Nähte" ggf. geblendet und glaubt ein hochwertiges Produkt zu erwerben.
Den Vergleich mit der Pixelzahl der Sensoren von Digitalkameras finde ich recht treffend. Auch hier sind andere Werte ausschlaggebend für die Qualität der Fotos, z.B. das Bildrauschen.
Gruß
Norbert